Die Künstlerin
Kindheit zwischen Mauer und Freiheit
Delia Kunze wurde 1966 in Ost-Berlin geboren, im Schatten der Berliner Mauer, in einer Zeit der Trennung und des Übergangs. Diese Umgebung, geprägt von Begrenzung und innerer Suche nach Ausdruck, formte früh ihren Blick auf die Welt und ihre künstlerische Sprache.
Schon im Kindergarten, nahe der Kastanienallee, zeigte sich ihre besondere Begabung. Die anderen Kinder sagten halb im Scherz, halb im Staunen: „Delia macht Kunst“ . In der Grundschule veranstaltete sie ihre erste kleine Ausstellung, eine Figur die Kartoffeln schält“, erstaunlich präzise geformt. Schon damals wurde deutlich: diese Kreativität war mehr als ein Spiel.
Von der Geschäftswelt zur Keramikkunst
Mit zwanzig Jahren verließ Delia den Osten und begann im Westen ein neues Leben. Sie wurde erfolgreiche Unternehmerin, arbeitete unter anderem in den USA und bewegte sich in einem Umfeld, das ihren Blick auf Kunst und Material vertiefte.
Begegnungen mit Künstlern, Besuche bedeutender Ausstellungen und die Auseinandersetzung mit westlicher Ästhetik schärften ihr Gespür für Form, Oberfläche und Kontext. Einflüsse, die später in ihre zeitgenössische Keramikkunst einflossen.
Doch die Kunst blieb, wie ein leiser, innerer Strom, der nie versiegte.
Die Wiederentdeckung des Handwerks
Schließlich folgte Delia Kunze diesem inneren Ruf und kehrte zu ihrer ersten Leidenschaft zurück: zur Arbeit mit den Händen, mit Erde und Feuer. Ihre Keramikobjekte entstehen aus stiller Konzentration, getragen von feinen Linien, zarten Farbschichten und einer tiefen Verbindung zur Natur.
Gänseblümchen, die einst aus einem Riss der Berliner Mauer wuchsen, wurden zu einem Sinnbild Ihrer Kunst, Widerstand, Fragilität und stille Kraft zugleich. Diese Haltung prägt ihre Arbeiten bis heute: zwischen strukturierter Oberfläche, leiser Farbigkeit und zurückhaltender Bewegung
Ausbildung und künstlerische Einflüsse
Delia Kunzes Weg zur Keramikkunst war vielgestaltig. Ihre Ausbildung gleicht einem Mosaik aus Begegnungen, Orten und Erfahrungen.
Eine prägende Rolle spielten die Malerin Jutta Clemens für die Farben und die Künstlerin Julia Rüger , bei der Delia die Techniken der Aufbaukeramik erlernte. In diesen Jahren entdeckte die Künstlerin, wie das Material zum Speicher der Erinnerungen wurde.
In ihrer Praxis verbindet Delia handwerkliche Präzision mit poetischer Wahrnehmung. Craquelé-Glasur, reduzierte Formen und zarte Linienführung verdichten sich zu einer Sprache der Stille, jenseits von Trend und Ornament.
Ihre zeitgenössische Keramikkunst erzählt nicht laut, sondern leise, in jedem Riss, in jeder Glasur, in jedem feinen Übergang zwischen Farbe und Struktur.
Die Poetik der Erinnerung
Delia Kunzes Arbeiten sind mehr als Objekte; sie sind Erinnerungsträger.
Erlebnisse, Orte und Menschen finden darin ein Echo: das Licht über Trincheri, die Stille nach dem Regen, der Ton unter den Händen.
Es schien mir, dass Delias einfache, einzigartige Keramikstücke jeweils Ihre
eigene besondere Geschichte erzählen"
Donna Lee, Fotografin
Delia Kunze
Feine Linien, stille Formen, Keramiken, die erzählen.